
Von Bodyshaming zur Demokratie
Wie Schüler:innen durch Gemeinschaftsmentor:innen Partizipation lernen
Von Bodyshaming zur Demokratie – Warum Mitgefühl der Schlüssel ist
Ein unbedachtes Wort, ein abschätziger Blick – und schon hinterlässt Bodyshaming Spuren. Für viele junge Menschen ist das eine alltägliche Erfahrung. Doch was hat das mit Demokratieförderung oder Radikalisierungsprävention zu tun?
Mehr, als man auf den ersten Blick denkt.
In unserer Arbeit erleben wir immer wieder, dass Jugendliche Themen dann ernst nehmen, wenn sie eine persönliche Verbindung dazu haben. Deshalb verfolgen wir in unseren Workshops eine klare Strategie: Wir zwingen niemanden, sich mit einer spezifischen Diskriminierungsform auseinanderzusetzen. Stattdessen schaffen wir einen Raum, in dem sie selbst herausfinden können, welche Formen der Benachteiligung sie erlebt haben – und was das mit anderen Erfahrungen verbindet.
Denn während jede*r schon einmal Ungerechtigkeit gespürt hat, sind es strukturelle Diskriminierungsformen, die den entscheidenden Unterschied machen. Um das zu verstehen, braucht es einen Perspektivwechsel, der nicht durch Belehrung, sondern durch eigenes Erleben entsteht. Genau hier setzen wir an.
🎙️ Hier geht es zum Mitschnitt des Interviews 🎧
SWR | Baden-Württemberg macht’s – Gemeinschaftsmentor:innen in Sindelfingen | 6. Februar – 6:40 Uhr
SWR | Baden-Württemberg macht’s – Gemeinschaftsmentor:innen in Sindelfingen | 6. Februar – 8:42 Uhr
SWR | Baden-Württemberg macht’s – Gemeinschaftsmentor:innen in Sindelfingen | 6. Februar – 17:44 Uhr
Zeichen setzen: Empathie als Grundlage für Veränderung
Die Methode „Zeichen setzen“ hat sich als wirkungsvolles Instrument erwiesen, um Jugendliche für gesellschaftliche Ungleichheiten zu sensibilisieren. Sie beginnt mit einer Differenzierung: Was ist eine individuelle Benachteiligung? Und wann wird daraus strukturelle Diskriminierung?
Diese Unterscheidung hilft Jugendlichen, eigene Erfahrungen nicht mit Diskriminierung gleichzusetzen – und gleichzeitig zu verstehen, warum manche Gruppen tief verwurzelte Benachteiligung erleben. Der Schlüssel liegt in der Empathie: Wer selbst einmal ausgeschlossen oder abgewertet wurde, kann besser nachvollziehen, was es bedeutet, dauerhaft benachteiligt zu sein.
Doch der Ansatz geht über das reine Verstehen hinaus. Er befähigt dazu, aktiv zu werden. Denn Demokratie bedeutet nicht nur, Ungerechtigkeit zu erkennen – sondern auch, Verantwortung zu übernehmen.
Gemeinschaftsmentor:innen: Demokratie erlebbar machen
Hier kommen die Gemeinschaftsmentor:innen ins Spiel. Sie sind Schüler:innen, die in unseren Workshops lernen, wie sie in ihrer Schule eine respektvolle und demokratische Kultur fördern können. Die Schulung umfasst drei zentrale Bausteine:
1. Gemeinschaft und Partizipation erleben
- Reflexion der eigenen Rolle in der Schulgemeinschaft
- Praktische Übungen zur Motivation von Mitschüler:innen
2. Diskriminierung erkennen und entgegentreten
- Sensibilisierung für Diskriminierung und deren Auswirkungen
- Strategien zur konstruktiven Gegenrede und Förderung eines respektvollen Umgangs
3. Peer-to-Peer-Ansatz leben
- Entwicklung eigener Ideen für ein positives Miteinander
- Verantwortung übernehmen und Mitschüler:innen unterstützen
Vom Einzelnen zur Gemeinschaft: Demokratie braucht aktive Beteiligung
Indem Schüler:innen zu Gemeinschaftsmentor:innen werden, erleben sie Demokratie nicht als abstraktes Konzept, sondern als gelebte Praxis. Sie lernen, dass es nicht nur um ihre eigene Geschichte geht, sondern um eine gemeinsame Verantwortung für ein faires Miteinander.
Die Wahl der Themen ist dabei flexibel. Dass sich einige Jugendliche im aktuellen Pilotprojekt für Bodyshaming entschieden haben, zeigt, wie relevant die Methode ist: Sie gibt Raum für eigene Schwerpunkte, aber verbindet diese mit einem tieferen Verständnis für gesellschaftliche Mechanismen.
So wird aus einem persönlichen Anliegen eine politische Frage – und aus jungen Menschen werden Multiplikator:innen, die demokratische Werte in ihrer Schule verankern.
📧 Möchten Sie mehr über das Projekt erfahren oder Ihre Schule einbinden? Kontaktieren Sie uns gerne!
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